So oder so ähnlich kennt es wohl jeder, der zu weben anfängt. Statt dem gewünschten Kissen / Schal wird es von unten nach oben immer schmaler. Grundsätzlich muss natürlich immer ein ca. 10 %iger „Web-Verlust“ beim Abnehmen des fertigen Webstückes vor dem Spannen mit eingerechnet werden. Aber das gilt für das gesamte (!) Webstück. Muss wirklich mein Webstück nach oben immer weiter zusammenlaufen? Muss das sein oder kann ich was dagegen tun?
NEIN, es muss nicht sein und JA man kann was dagegen tun. Ich glaube, jeder hat da so seine eigene „Praxis“ oder „Tricks“. Viele mögen sie nicht gerne verraten, da sie vielleicht, wenn man genau darüber nachdenkt, eigentlich logisch erscheinen. Ich persönlich teile gerne Wissen und freue mich darüber, wenn auch ich Hilfe erhalte. Also gehen wir mal schrittweise an „des Rätsels Lösung“.
Natürlich geht es nicht ohne „Theorie und Praxis“. Die Theorie kann ich Euch aufzeigen; die Praxis dürft Ihr dann selbst umsetzen. Ab hier gibt es leider zwei grundsätzlich getrennte Wege zwischen den Webrahmen des Herstellers „Allgäuer Webrahmen“ (= „Schul“- und Tischwebrahmen mit Einkerbungen „Nasen) am Waren- und Kettbaum) und Tischwebrahmen und Webstühlen (z. B. von Ashford), die am Waren- und Kettbaum einen sog. „Peitschenstock“ haben und mit einem Gatterkamm versehen sind. Zwar sind auch die Tischwebrahmen vom „Allgäuer“ mit Gatterkämmen ausgestattet; aber die Waren- und Kettbäume gehen eher Richtung „Schul“-Webrahmen, also mit den Einkerbungen und „Nasen“.
Ich fange mit ein „Einsteiger-Modellen“ an, also den sog. „Schul“-Webrahmen des Herstellers „Allgäuer Webrahmen“; die dann über die Tischwebrahmen auch vom „Allgäuer“ fast nahtlos in die „Einsteiger“- bis „Profi-Webrahmen“ vom Hersteller Ashford übergehen.
Da ich bisher nur mit den Webrahmen dieser beiden Hersteller gearbeitet habe bzw. aktiv arbeite kann ich auch nur über diese Webgeräte Auskunft geben.
Da in einem anderen Blogeintrag bereits ausführlich über das Bespannen der Webrahmen des Herstellers „Allgäuer Webrahmen“ berichtet wurde, gehe ich hier nicht weiter darauf ein, sondern beginne direkt mit den aufgezogenen Spannfäden und bei der „Schachtbildung“. Dass die Spannfäden zum einen zwischen „Kett“-und „Warenbaum“ möglichst gerade verlaufen sollen ist selbstredend. Der schachtgebende Wendekamm hat immer abwechselnd eine tiefere und eine halb so tiefe Einkerbung. Diese unterschiedlichen Einkerbungen sind für die Schachtbildung absolut notwendig. Die Spannfäden müssen also immer abwechselnd in einer tiefen und einer höheren Einkerbung gelegt werden. Die beiden doppelten äußeren Spannfäden kann man, um gleich von Anfang an das übermäßige zusammenschnurren zu vermeiden, um jeweils 2 Einkerbungen nach außen versetzen. Beim Versetzen der äußeren doppelten Spannfäden muss aber darauf geachtet werden, dass sie nicht zu straff gespannt sind, nicht dass sie beim Versetzen bzw. Anweben reißen. So hat man schon den ersten Schritt getan, dass die „Zuckerhut-Pyramide“ erst gar nicht entstehen kann.
Jetzt kommt das Anweben und schon ab der ersten Reihe muss etwas „Luft“ an den Rändern gelassen werden; optisch sind also rechts und links ganz vor bzw. nach dem Spannfaden jeweils noch eine kleine Schlaufe. Diese darf nicht so groß sein, dass sich das Webstück später verziehen kann; aber doch so weit, dass es sich auch nicht übermäßig zusammenzieht. Um das sicherzustellen nehme ich ab der ersten Reihe schon nach dem Durchziehen des Schiffchens und dem Legen des Schussfadens das Webstück (auf dem Rahmen) vorsichtig am rechten und linken Ende und ziehe das Webstück „in Form“, sodass schon aber der ersten Reihe der Schussfaden genug „Luft zum Atmen“ hat; aber nicht so viel, dass er „seinen eigenen Charakter“ ausspielen dürfte und sich nach Lust und Laune legt (z. B. wellenförmig). So geht es immer weiter, nach jeder Reihe ggf. auch noch mal nach dem runterkämmen ziehe ich das Webstück „in Form“.
Wenn ich jetzt umwickle, d. h. Spannfaden abwickle und Webstück aufwickle, ziehe ich auch wieder in regelmäßigen Abständen das Webstück in Form. Natürlich OHNE die Spannfäden dabei zu zerreißen.
Das ist mein ganzes „Geheimnis“, wie ich auf den „Schul“- bzw. Tischwebrahmen des Herstellers „Allgäuer Webrahmen“ gerade Webstücke weben kann.
Zur „praxisgerechten“ Erklärung habe ich auch ein 5 minütiges You-Tube-Video aufgenommen, das mein oben beschriebenes (hoffentlich) „bildtechnisch“ erklärt.
Die „Fortsetzung“, wie man mit Gatterkamm und aufgezogenen Spannfäden mit den „Peitschenstöcken“ ein gerades Webstück erhält, schreibe ich in den nächsten Tagen und bitte um Verständnis.